Haßloch, 2./3. September 2017

Haßloch, 2./3. September 2017

Ein Seminar zum Thema riai kumite – ein Novum und doch kalter Kaffee … So könnte man es wohl zusammenfassen, dieses WE. Für den ein oder anderen betonte diese thematische Schwerpunktsetzung wohl etwas nur geahntes oder nicht auf den Punkt gebrachtes, das aber eigentlich schon immer da war. Für andere gab es nur noch eine Bezeichnung für das schon Gewusste. So ist es wohl mit Begriffen, Sie helfen zu denken oder fassen schon Gedachtes zusammen.

Hier kurz die Fakten zum selber denken …

理合組手 oder auch 理合組み手 (riai kumite) oder 理合手組 (riai tegumi), gelegentlich auch als 理合連続組手 (riai [renzoku] kumite) bezeichnet besteht aus vier Schriftzeichen, von denen zwei wohl allgemein bekannt sind: 組み手 or 組手(wörtlich: verschlungene Hände, im Karate meist als Kampf, kämpfen oder Kampfübung übersetzt). Spannend sind also eigentlich die anderen beiden Schriftzeichen:

  • 理 = Prinzip(ien), Wahrheit, Art und Weise, Gesetz, Vernunft, Logik, Rational, Sinn
  • 合 = Harmonie, Synthese, Vereinigung, Verbindung, Zusammentreffen, Zusammenfügung, Ausrichtung

Frei übersetzt, geht es also um den Einklang mit mindestens einem Prinzip. Im Kontext von Kampfkunstübung oder spezifischer kumite ist es naheliegend anzunehmen, dass es sich um Techniken handelt, die passend, harmonisch zum Einsatz kommen sollen – passend mindestens zur Situation und zur Person. Ob dies nun die Wahl der “passenden” Technik nahelegt oder ob die Realisierung/Erfahrung von riai eines sehr viel umfassenderen und komplexeren Ansatzes bedarf um dann am Ende vielleicht doch aber eben ganz anders auf die Wahl der passenden Technik zu verweisen, die aber dann keine Wahl mehr ist, sei mal dahingestellt. Erlebt hat riai sicher jede(r) schon einmal, der sich eine Weile auf der Matte getummelt hat. Sei es weil der Wurf das erste mal einfach so, ohne echte Anstrengung funktioniert hat, der Konter eben genau im richtigen Moment da war und sich wie selbstverständlich in den Bewegungsablauf integrierte, die Entwaffnung eben passierte, statt ausgeführt zu werden etc. Ist damit riai nun eine Methode oder ein Ziel der Übung oder verhält es sich zu dieser noch ganz anders? Vielleicht helfen diese Gedanken dem Einen oder der Anderen sich zu erinnern oder ein paar neue Denkbewegungen auszulösen. Mindestens aber die Behauptung, dass es um etwas Essentielles geht, aber gleichzeitig eben um etwas in der Übung mehr oder weniger Allgegenwärtiges, das zu sehen und zu verstehen oder zu interpretieren eben ohnehin immer geschieht und jede(r) kann und tut, sollte verständlich(er) geworden sein. Die Frage ist eben – wie so oft – nur: In welcher Kiste geschieht es, wird es ge- und bedacht? Think outside the box. Dabei können Begriffe helfen, aber sie ersetzen detaillierte schweißige Erfahrung und konzeptionelles Wissen leider oder zum Glück nicht.

Ein Seminar wie jedes andere und doch auch besonders, weil sich die Gruppe der Übenden nicht nur aus den üblichen Verdächtigen zusammensetzte. Es war jedenfalls sehr schön, in ein paar lange nicht mehr gesehene Gesichter zu blicken und wenn auch nur kurz auf den neuesten Stand gebracht zu werden.

Am Freitagabend normales Training in kleiner Runde, am Samstag riai kumite, am Sonntag nyumon. Dank an Yvonne, Bernd, Manuel und alle anderen fleißigen Helfer sowie an alle die den Weg ins Durchschnittsdorf auf sich genommen haben.

 

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