Fritzlar, 7./8. November
Mitten im (n)irgendwo und einfach bescheiden zu erreichen – aus Potsdam, Halle und diesmal Bremen, aber wenn man erst einmal da ist auch irgendwie idyllisch, mitten im Grünen und weit weg von allem, was irgendwie chaotisch sein könnte – naja, jedenfalls gefühlt. Achim und Sigrid im Schulstress, aber gastfreundlich wie immer. Wo schafft man es schon mal mit einem Großteil der SeminarteilnehmerInnen am Frühstückstisch zu sitzen – ohne wie im Sommercamp einen Haufen kreischende Kinder um sich herum zu haben – mit echtem Tee, nicht diesem Instant-Pulver etc.
Das sind jedenfalls die netten Momente, die dann auch für An- und Abreisebeschwerden entschädigen. Aber nun mal zum Seminar – so viele waren wir gar nicht. Die üblichen Verdächtigen könnte man meinen, auch Kempen waren am Start, aber auch einige neue Gesichter waren dabei. Ob Sie nun beeindruckt, verstört, überfordert oder ärgerlich angewidert waren, vermag ich nicht so recht zu sagen, jedenfalls hatte ich nicht den Eindruck, dass sie unterfordert oder gelangweilt waren. 😉
Wie war das eigentlich damals, als wir das Alles das erste mal gesehen hatten, als es uns vorkam wie eine neue Welt – komplex, facettenreich, erforschenswert? Was hat uns trotz sicher vorhandener Überforderung weitermachen lassen? Oder haben wir wegen der Überforderung weitergemacht? Ich stelle fest, ich weiß es nicht mehr genau, bin zu weit weg von diesem ursprünglichen Chaos, habe meine Orientierungspfosten in der schönen neuen Welt eingezogen und kann mich orientieren – letztlich sind die Wege doch ziemlich systematisch angelegt und manches Staunen ist nur noch eine dunkle Erinnerung. Aber gleichzeitig schimmert da auch immer der Glanz dessen was mich anzog/antrieb die unendlichen Möglichkeiten, die sich scheinbar boten … Nicht dass diese heute fehlen würden, aber irgendwie ist es kein Vordringen in neues Gelände mehr, die Überraschungen werden seltener, aber um so wertvoller, meist sind es Flecken auf der Karte, deren Struktur man auch interpolieren kann … oder ist all das ein großer Fehler? Liegt diesem Eindruck nicht eine distanzierte Stellvertreterdiagnose zugrunde, die am Kern der Sache vorbeigeht? Es wäre zu hoffen – und doch ist das glückliche Gefühl des verwirrten Anfängers eine Erinnerung, die ich zu gern öfter auffrischen würde. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass eben das Erkennen der systematischen Wege es einem ermöglicht große Strecken mit vielen ehemals verwirrenden Kurven und Abzweigungen zurückzulegen, ohne die Orientierung zu verlieren. Warum macht ihr das? Warum packt ihr soviel Inhalt in ein Seminar? Die Frage hallt noch nach und meine erste Antwort war vielleicht zu voreilig oder unvollständig. Wir machen das (auch), weil nur so die (fühlbare) Notwendigkeit entsteht, eine innere Karte entstehen zu lassen, die Wege anzulegen und Trampelpfade in Hauptstraßen zu verwandeln oder auch nicht, um Orientierung im Unbekannten zu haben und festzustellen, dass ein Großteil der schönen neuen Welt nach Prinzipien aufgebaut ist, deren Variation den größten Teil dieser Welt erklären. Sicher, von einer anderen Perspektive aus gesehen liegt das Geheimnis, die Essenz, das Wesentliche (des Lebens) gerade in dem, was sich diesen Regeln entzieht, aber wie soll diese Einsicht entstehen, wenn man vor der scheinbaren Vielfalt an der Oberfläche gefangen genommen wird? Und so lange einem das Alles noch “viel” vorkommt, ist es wohl noch oberflächliche Erscheinung, die gesehen wird – es sei denn man kann eine Perspektive einnehmen aus der das “Viele” strukturiert erscheint und nachvollziehbar wird, will aber noch weiter oder wieder zurück zur beschreibenden Erfassung dessen was einmalig ist an der Bewegung von X, Y und/oder Z. Dann aber sind es nicht mehr die Techniken und die Inhalte, sondern die Menschen, die zur Technik werden oder die Technik, die Mensch geworden ist.
Nun ja, jedenfalls habe ich solche Gesichter wieder gesehen … das anfängliche tastende Suchen, das ineinander Verknoten von mehr oder weniger tief Gewusstem und verstörend Neuem. Achso, es ging übrigens um kakie damashi! Am Sonntag stand nyûmon (kamae waza) auf dem Programm … auch hier ein paar kleinere Lämpchen, die auf einigen wohl bekannten Gesichtern angingen – auch das ist doch nett – Fort- oder Hinschrittsmusik … und zugleich das Festbeißen in Diskussionen, der Versuch die Sache “richtig” zu beschreiben/zu machen, die fehlende Unterscheidung zwischen wichtig und unwichtig, relevant und sezierendem Selbstzweck und der Prozess in dem die ursprünglich sicher wichtige Frage verblasst ist und nur noch das (V(Er))Klären wovon und für wen auch immer existiert … In erster Näherung sollte es doch so sein: Während der Übung sind Ausführungsfragen, die nicht im Mittelpunkt der Übung stehen möglichst schnell zu beantworten – im Zweifel von dem/der fortgeschrittensten Anwesenden. Aus die Maus. (Wie gesagt, erste Näherung!)
Bis bald!
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